März 2016
Jetzt macht doch tatsächlich die Plazenta was sie will. Das olle Ding sitzt zu tief! Das wäre oft bei „älteren“ Müttern der Fall. Na schönen Dank auch! So etwas möchte man natürlich hören. Ich fühle mich noch immer jung und die Schwangerschaft verläuft wie im Bilderbuch! Ich genieße die Zeit mit meinem ungeborenen Kind und ich hoffe, die kleine Maus fühlt sich wohl in meinem Bauch. Zumindest macht es den Eindruck, als ob das Kind ziemlich entspannt ist. Jetzt kann man schon erfühlen, ob es ein Fuß oder ein Knie ist, der von innen
in meine Rippen gerammt wird. Manchmal bewegt sich auch der ganze Bauch von einer Seite auf die andere. Ich kann davon nicht genug bekommen! Das Leben in mir wird so begreifbar und ich gerate des Öfteren in Angst und Bange, wenn sich das Baby lange nicht bewegt. Das sei völlig normal, sagt meine Hebamme. JA! Ich habe mittlerweile eine Hebamme! Und eine sehr nette obendrein. Lustigerweise wohnt sie nur zwei Strassen entfernt und war dennoch die 56., die ich angerufen habe. Das sollte dann wohl so sein. Sie kommt jetzt alle zwei Wochen und wir unterhalten uns nett über dies und das. „Ob ich stille?“ Die Frage war ihr dann im Nachhinein richtig peinlich! „Oh, sorry, ich hatte ja ganz vergessen…!“ Meine Güte, das kann ja mal passieren, dass man vergisst, das ich keine Brüste habe. Eigentlich ja sehr schön, dass man so etwas vergessen kann. Das Plazentaproblem muss auf jeden Fall überprüft werden. Also mache ich einen Termin im Pränatalzentrum und sehe dort sehr viele sehr schwangere Frauen. Ach du Schreck! Ich bin ja eine von denen! Ich bin sehr sehr schwanger und ich werde demnächst ein Baby haben. Ich gerate kurz in Panik. Das ging jetzt ja rasant. War nicht eben noch Oktober und die Schwangerschaft noch so unreal?? Jetzt sind wir mitten in der Geburtsplanung! Ich bin 40, hatte Brustkrebs und die Plazenta ist nicht da, wo sie hingehört…
Das erschwert eine natürliche Geburt, ist aber machbar. Na dann versuchen wir mal, das Ganze stilvoll und gradlinig zu Ende zu bringen. Wir einigen uns auf folgende Variante: Wenn ich am 12. April noch keine Wehen habe, dann warten wir noch höchstens 4 Tage, bis die Geburt künstlich eingeleitet wird. Alles klar. Das wird schon klappen! Denke ich…
April 2016
Der Geburtstermin rückt näher und die Besuche beim Gynäkologen häufen sich. Am Ende der Schwangerschaft wird der Terminstress für die Frauen noch mal kräftig angehoben… Ich kann langsam nicht mehr laufen und wenn ich lache oder huste, … man will es gar nicht wissen! Die Nächte werden immer kürzer, weil ich ständig aufs Klo muss, der Bauch aber mittlerweile so riesig geworden ist, dass ich nicht mehr alleine aus dem Bett komme! Ich liege wie ein toter Käfer auf dem Rücken und bin hilflos. Das ist nicht schön, hat aber hoffentlich bald ein Ende! Da wir beschlossen haben, das Baby erst einmal nah bei uns zu haben, steht die alte Wiege im Schlafzimmer bereit. Und auch der Babykleiderschrank und der Wickeltisch haben ihren Platz im Schlafzimmer gefunden. Das Baby kann kommen! Die Wäsche ist gewaschen und die winzigen Kleiderchen und Höschen hängen auf winzigen Bügelchen – es sieht aus, wie ein Puppenschrank! Bodies haben wir in rauen Mengen, Schlafanzüge auch. Alles wartet also nur noch auf die Ankunft des Kindes. Der vorletzte CTG-Termin verläuft nicht ganz nach Plan. Der große Latte Macchiato am Morgen versetzt Elenas Herz in solche Schwingungen, dass ich erstmal spazieren gehen muss, damit sich das Kind wieder beruhigt. Aber ohne diesen Kaffe hätte ich keine Urinprobe abgeben können, denn der Urin kommt nachts gerne mal ungebremst bei jedem Hüsteln, aber beim Arzt weigerst sich meine Blase hartnäckig auch nur einen winzigen Tropfen in den blöden Plastikbecher zu entlassen. Also gehen wir spazieren und nach zwei Stunden sind die Herztöne wieder schön normal und alle sind glücklich! Jetzt ist die erste Aprilwoche rum und so langsam warten wir auf Wehen. Beim ersten Kind ging alles rasend schnell… Wehen, drei Stunden später war das Kind da! So ist der Plan auch jetzt
12. April 2016
Es passiert nichts! Nicht das geringste Ziehen im Bauch. Nichts! Wir versuchen, die Wehen anzukurbeln… Ich laufe Treppen hoch und runter und auch unser Liebesleben wird noch mal kräftig in Schwung gebracht. Soweit man von „Schwung“ bei einer gefühlten Tonne Gewicht überhaupt sprechen kann. Aber nichts hilft. Das Baby macht keinerlei Anstalten, freiwillig zu kommen. Der erste Termin im Krankenhaus verläuft nach Plan. Meine Hebamme rät mir zu diesem Zeitpunkt von einer künstlichen Einleitung ab und so fahren wir wieder mit gepackter Tasche nach Hause. Aber die drei Tage laufen ab jetzt! Früher hat man gewartet, bis das Kind irgendwann mal kommt, aber mittlerweile ist oft schon nach einer Woche Schluss mit Experimenten. Denn wenn dem Baby etwas passiert, sind alle hinterher ja so schlau und hätten ja schon viel eher… hätte, hätte, Fahrradkette! Also verhandeln wir die Einleitung der Wehen. Ich habe drei Tage! Treppen hoch, Treppen runter, wir haben viel Spaß miteinander, aber das Kind macht es sich häuslich bequem! Es passiert … nichts! So hatte ich mir das nicht vorgestellt! Aber mittlerweile möchte ich auch wissen, wer sich da in mir einquartiert hat, also stimmen wir dann doch der Einleitung mit Tabletten zu. Dass die geburtsfördernde Wirkung dieser Tabletten nur eine Nebenwirkung dieses Medikamentes sind, sei hier mal nur am Rande erwähnt… Das Kind muss jetzt raus! Also packen wir am 15. die Tasche ins Auto und ab geht’s ins Krankenhaus. Jetzt gibt es wirklich kein zurück mehr. Gleich sind wir Eltern und es ist jetzt zwecklos, in Panik zu verfallen. Ich räume entspannt meine Sachen im Krankenzimmer ein und kurz darauf wird die erste Tablette eingeworfen. Die halbe Stunde CTG inklusive. Es ist total langweilig! Und das alle vier Stunden! Es sei denn, die Wehen kommen von alleine oder werden durch die künstliche Stimulation angekurbelt. Das Warten beginnt. In der Nacht habe ich Wehen… dachte ich! Nix! Wehen alle 6 Minuten seien keine Wehen. Ach so? Naja… wenigstens hat es schon mal wehgetan… ein wenig!