Die ersten drei, vier Monate des Jahres sind rum und die Zeit verfliegt nur so. Nach meinem ersten Rennen in 2025 (Ironman Südafrika Ende März) hatte ich zwei Wochen keinen fixen Trainingsplan und es hat sich fast angefühlt, wie eine kleine „Offseason“ genau dann, wenn sich alle anderen auf ihre ersten Rennen vorbereiten. Gut getan hat es in jeden Fall – dem Körper und auch dem Geist. Daher möchte ich ein paar Erlebnisse der letzten Wochen teilen. Was ich nicht bedacht habe, wenn man eine Langdistanz so früh im Jahr plant, ist, dass ich im Winter ziemlich viel und lang trainieren darf, da die Zeit bis zum Rennen einfach etwas kürzer ist als sonst. Die letzten Jahre stand im Winter immer viel Training im Grundlagenbereich auf dem Programm, die Einheiten waren nicht zu lang, so ging das über viele Wochen hinweg.

Der Fokus lag eher darauf nicht zu viele Ausfalltage durch Krankheit zu haben und über die Monate von Dezember bis März die Grundlage für die anstehende Saison zu legen. Aber dieses Jahr war es anders und ich habe im Winter viele lange und auch harte Einheiten indoor auf der Rolle oder auch auf dem Laufband absolvieren dürfen. Schon im Januar, sobald die Anmeldung offen war, hatte ich mich für den Ironman Südafrika am 30.3. in Port Elizabeth angemeldet. Die Auswahl fiel nicht schwer, so früh im Jahr sind in Europa noch keine Rennen und Südafrika hat mit der Reise ohne Zeitverschiebung und überschaubarer Flugdauer überzeugt. Zudem kenne ich ein paar Athleten, die die letzten Jahre dort bereits am Start waren und ein paar weitere Athletinnen, die auch geplant hatten zu dem Rennen zu fliegen. Alles in allem super Voraussetzungen für das erste Rennen des Jahres und dazu noch in einem Land, das ich lange schon bereisen wollte.


So früh ich auch anmeldet war, so lang habe ich es hinausgezögert Flüge und Unterkunft zu buchen. Diese Art der Planung ist für mich jedes Mal wieder eine Überwindung. Ich will schließlich, dass ich nicht nur körperlich gut vorbereitet bin, sondern alles darum herum möglichst gut nach Plan läuft. An Orten, an denen ich noch nie war und auch die Herausforderungen der Reise nicht kenne, tue ich mich mit der Entscheidungsfindung etwas schwer. Buche ich lieber einen Nachtflug? Wie lang vorher sollen wir vor Ort sein? Wie weit darf die Unterkunft vom Renn-Ort entfernt sein? Brauchen wir einen Mietwagen? Was machen wir an den Tagen nach dem Rennen? Wann fliegen wir zurück und kann ich, wenn wir Donnerstag früh zurück in München landen, am selben Tag noch ins Büro gehen? Dazu kommt, dass es für mich die erste Flugreise zu einem Wettkampf und dann noch auf einen anderen Kontinent war. Aber im Endeffekt hat alles super funktioniert. Wir sind entspannt in Port Elizabeth angekommen, hatten eine tolle Unterkunft ein paar hundert Meter vom Strand entfernt und trotz der Anspannung in so einer Rennwoche eine gute Zeit.

Ein paar kleine Einblicke zum Renntag selbst

Der Tag startete wie gewohnt sehr früh. Der Morgen verlief ruhig, ich fühlte mich fit, richtete mein Equipment in der Wechselzone ein und hatte noch ein paar Minuten Zeit, um mich einzulaufen.

Die Sonne ging langsam auf und die Stimmung war wie immer nervenaufreibend, aber ziemlich schön – zumindest sieht es auf den Videos im Nachhinein so aus, in dem Moment selbst bekomme ich da meist nicht so viel mit. Die Wellen im Meer waren zwar nicht so hoch wie die Tage zuvor (ca. 2 Meter hohe Wellen; bei solchen Wellen hätte Ironman das Schwimmen vermutlich verkürzt), aber sobald wir im Wasser waren, merkte ich den peitschenden Wind und eine starke Strömung. Das Atmen, ohne dabei Wasser zu schlucken, und die Orientierung zu behalten, war nicht ganz einfach. Wäre ich allein da draußen gewesen, hätte ich sicher richtig Panik bekommen, aber zum Glück denke ich über so etwas im Rennen gar nicht erst nach. Nach dem Schwimmen stieg ich an Platz 5 von 22 Profifrauen aus dem Wasser und war trotzdem überrascht. Es hatte sich verhältnismäßig gut angefühlt, aber der Abstand nach vorne war größer als gehofft und die anderen Mädels konnte ich nicht ansatzweise so weit hinter mir lassen, wie es eigentlich der Plan war.

Auf dem Rad habe ich dann ziemlich schnell gemerkt, wie es heute um mich steht. Meine Oberschenkel haben gekrampft und ich konnte nicht wirklich Kraft aufs Pedal bringen und das bereits ab den ersten Kilometern. Etwas frustrierend, wenn man weiß, man hat noch einen recht langen Tag und viele Kilometer vor sich. Mir war klar, dass ich mein mir gestecktes Ziel und die Erwartung an mich selbst für diesen Tag etwas anpassen musste.

Für mich hieß es, einfach weiterfahren, die Strecke in Etappen anzugehen und nicht zu viel Zeit zu verlieren. Und ich glaube, es war das erste Mal bei einer Langdistanz, dass ich mich so richtig aufs Laufen gefreut habe.

Zum einen, weil ich über den Winter viel an meiner Laufform gearbeitet habe, und zum anderen, weil ich mir die ganze Zeit eingeredet habe, dass der Körper ja plötzlich sagen könnte, „hehe, ausgetrickst, jetzt kannst du wieder mit mir rechnen“. Auch wenn ich mir nicht sicher bin, ob ich wirklich geglaubt habe, dass es möglich ist, aber fast bis Kilometer 30 lief es nach Plan. Ich habe die ein oder andere Athletin einholen können und konzentrierte mich auf mein Rennen und mein Tempo. Dann musste ich dem langen und doch sehr fordernden Tag etwas Tribut zollen und mich von Kilometer zu Kilometer orientierend ins Ziel kämpfen.

Der Tag und die äußeren Bedingungen haben mir viel Großes abverlangt. Ich hätte an dem Tag gerne eine bessere Performance und damit ein besseres Ergebnis
gezeigt, dennoch bin ich rückblickend nicht nur dankbar für die Erfahrungen, die ich in Südafrika machen durfte, sondern auch für den Kampfgeist und die Unterstützung von außen, am Streckenrand und daheim vor dem Tracker oder dem Livestream, die mich am Ende durch das Rennen gebracht hat. Auch wenn ich das mir anfangs gesteckte Ziel mit einem Top 10 Ergebnis trotz des harten Tages mit einem 12. Platz nur knapp verfehlt habe, muss ich vielleicht noch einmal dorthin zurück um mich dem Rennen und auch den ziemlich harten, äußeren Bedingungen zu stellen.

Eines ist in jedem Fall klar, die Stimmung vor Ort, das Wetter, das Meer und das Bewusstsein, dass man als Mensch den Elementen der Erde ausgesetzt ist, scheint dort besonders spürbar. Port Elizabeth ist vielleicht nicht einer der Orte, die es zu besuchen gilt, wenn man in Südafrika ist, aber der Ort am Meer mit dem meist sehr starken Wind, hohen Wellen und einer Vielzahl an Tieren und wunderschönen Sonnenauf- und Sonnenuntergängen lässt einen die Natur so richtig spüren. Und um das noch ein bisschen aufzusaugen, waren wir die zwei Tage nach dem Wettkampf dort als Touristen unterwegs. Wir haben zwar nur einen Bruchteil von dem gesehen und erlebt, was das Land zu bieten hat, aber es auch abseits des Wettkampfes eine tolle Reise.

Inzwischen ist Ostern vorbei und eigentlich liegt die Saison ja noch komplett vor uns. Daher haben wir uns Gedanken zu den nächsten Rennen gemacht. In knapp zwei Wochen steht das zweite Rennen der Pro-Series von IRONMAN auf dem Programm, eine Mittelinstanzin Jesolo (bei Venedig) am 04. Mai und dann als weiteres Saisonhighlight der IRONMAN Hamburg am 01. Juni. Ich freue mich auf die Saison in Europa und den langsam herkommenden Sommer und wärmeres Wetter zum Trainieren!

Bis dahin viele Grüße aus München, Johanna

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