Chris Hubbard
Inmitten der Schwierigkeiten liegt die Möglichkeit
„Sie haben Brustkrebs“. Die Diagnose, die ich am 18. September 1995 erhielt, traf mich wie ein Schlag. Ich war erst 42, niemand in der Familie litt an Brustkrebs, und ich lebte gesund. Zwei partielle Mastektomien, vier Zyklen Chemotherapie und sechs Wochen mit täglicher Bestrahlung gaben mir Gelegenheit, über all das nachzudenken. Zunächst konzentrierte ich mich auf den Körper. Was konnte ich ändern? Zwar hatte ich mich auch bisher schon bemüht, regelmäßig Sport zu treiben und mich gut zu ernähren, aber es gab Luft nach oben.
Die nächste Frage war: Konnte es seelische Gründe und emotionale Belastungen geben, die mit-verantwortlich waren? Nach einigem Überlegen und entsprechender Lektüre war mir klar: Stress und Hektik, die ich bereitwillig akzeptiert hatte, konnten zur Schwächung meines Immunsystems beigetragen haben. Doch wie ändert man eingefahrene seelische und emotionale Muster? Dies sollte sehr viel schwieriger sein, als die Ernährung umzustellen und mehr Sport zu machen.
Das Nachdenken über mich selbst brachte mich zu der Erkenntnis, dass ich Menschen, Situationen und Erfahrungen oft aus einem negativen Blickwinkel betrachtete. Dabei fiel mir der Spruch von Albert Einstein wieder ein: „Inmitten der Schwierigkeiten liegt die Möglichkeit.“ Das führte mich zu der Frage: Konnte ich meine Gefühle ändern, meine Krebsdiagnose mit anderen Augen betrachten und sie als Chance sehen? Ja, das konnte ich!
Ich beschloss, den Krebs und die folgenden Behandlungen als Chance zu begreifen, mein Leben zu entschleunigen und die vielen guten Dinge in meinem Leben besser zu schätzen. Gleichzeitig nahm ich mir vor, in allem, was ich auf meinem künftigen Weg erleben würde, etwas Positives zu sehen. Auf lange Sicht habe ich dadurch gelernt, in jeder Situation den versteckten Segen zu entdecken. Damit halte ich die pessimistischen, ängstlichen Gedanken in Schach, zu denen ich eigentlich neige.
Zur gleichen Zeit merkte ich auch, dass mir bestimmte Menschen in meinem Leben nicht gut taten. Ich brauchte ein Werkzeug, das mir helfen würde, mit solchen Typen klar zu kommen. Dies ist ein imaginärer Kreis, der mich umgibt und bei dem ich entscheide, wer in den Kreis gehört: Menschen, die positiv denken, eine Stütze für mich sind, die mir Auftrieb geben und liebevoll sind. Leute, die mein Leben negativ beeinflussen, bleiben draußen. Praktisch heißt das, dass ich möglichst wenig Kontakt zu ihnen haben will und mich gefühlsmäßig von ihnen distanziere.
Ich habe viele tolle Erlebnisse gehabt und wunderbare Erfahrungen gemacht, weil ich Brustkrebs bekommen habe. Ich habe Dinge gemacht, die ich mir früher nie hätte vorstellen können: mit 50 aus einem Flugzeug abgesprungen, mit 51 meinen Master in Spiritueller Psychologie gemacht, Drachenbootrennen gefahren, im Triathlon angetreten und mit 53 meinen ersten Marathon gelaufen.
Hektik hat in meinem Leben trotzdem keinen Platz mehr. Heute ist mir klar, dass es nicht darauf ankommt, wie schnell ich über die Ziellinie komme. Wichtig ist die Freude, unterwegs dazuzulernen und dabei anderen beizustehen. Alle meine beruflichen Entscheidungen habe ich als Chance begriffen, mich weiter zu entwickeln und dazuzulernen.
Aber wichtiger noch war mir, dass ich anderen damit besser helfen konnte. Das gilt auch für meine Zeit als Care Consultant für Anita International, denn es hat einfach Spaß gemacht, mit wunderbaren Menschen zusammenzuarbeiten und mich für sie einzusetzen.
Henry David Thoreau hat einmal gesagt: „Es reicht nicht, dass man beschäftigt ist. Die Frage ist doch: Womit beschäftigen wir uns?“. Ich bemühe mich, Entscheidungen zu treffen, die dem entsprechen, was ich im Leben erreichen will.