Wendy T.

Ich höre es mich noch sagen: „Ich bin so fit wie noch nie in meinem Erwachsenenleben.“

Guter Job, aktiv im Sport. Tauchen. Zwei Jahre intensives Krafttraining. Laufen nach einer langwierigen Verletzung.
Und dann ...

Am Mittwochmorgen arbeitete ich zu Hause. Nach dem heißen Sommer 2018 war der 3. Oktober der erste kühlere Tag, und mir war kalt. Ich steckte die Hände unter die Strickjacke in meine Achselhöhlen.

Und fühlte eine Verdickung an der Seite meiner linken Brust. Mein Mann konnte sie auch tasten. Also rief ich bei meinem Hausarzt an. Der sagte: „Ich mache mal eben einen Termin im Krankenhaus.“ Er klang nicht wirklich besorgt. Ich bekam einen Termin für Freitag, damit ich nicht das ganze Wochenende unruhig sein musste. Mein Mann fragte noch: „Soll ich mit?“ Aber wegen der Reaktion meines Hausarztes hielt ich das für überflüssig.

„Nein, ach, ist nur eine Routineuntersuchung.“ Ich wurde im Brustzentrum untersucht, erst eine Mammografie, danach Ultraschall. „Auf den Aufnahmen habe ich nichts Besonderes gesehen“, sagte der Radiologe. Ich war beruhigt. Bis er auch meine Achsel untersuchte. „Ich mache doch eine Biopsie. Auch von der Achsel, da ist ein Lymphknoten, der vergrößert ist.“

Oh. Okay. „Sie bleiben aber ziemlich ruhig“, merkte der anwesende Krankenpfleger an. In dem Moment begannen meine Hände zu zittern. Der Radiologe gab mir für das Brustzentrum einen Bericht mit. „Muss ich mir Sorgen machen?“, fragte ich. Er schaute ernst und sagte: „Ich kann nicht sagen, dass Sie sich keine Sorgen zu machen brauchen.“

 

„ Ich würde nicht damit rechnen,
dass alles in Ordnung ist!“

„Was hat der Radiologe Ihnen gesagt?“, fragte der Krankenpfleger noch im Brustzentrum. Die Tränen schossen mir in die Augen. Der Bericht war sehr besorgniserregend. In der nächsten Woche sollte ich die endgültigen Ergebnisse erhalten. Ich fragte noch, ob auch einfach alles in Ordnung sein könnte. „Ich würde nicht damit rechnen, dass alles in Ordnung ist.“ Paff. Da sitzt du dann. Und musst deinen Mann anrufen, dessen Welt komplett auf den Kopf gestellt wird. Deine Eltern. Deine Freunde und Freundinnen. Ab diesem Zeitpunkt überschlugen sich die Ereignisse. Tumor in der Brust, Metastasen in der Achsel.

Ein PET-Scan: Gibt es weitere Metastasen? In anderthalb Wochen verwandelst du dich von kerngesund zu ernsthaft krank, vielleicht sogar todkrank. Du hast nicht die Zeit, das zu verinnerlichen. Du musst da einfach durch. Dass ich durch meinen Sport so fit war, wurde positiv vermerkt. Der PET-Scan war glücklicherweise in Ordnung.

Die Selbstverständlichkeit eines
gesunden Körpers ist verschwunden.
Darum trauere ich.

 

Bald danach begann die Behandlung. Chemo- und Immuntherapie. Während der sechs Zyklen, die ich erhielt, wurde ich immer kränker. Ich verlor meine Haare, konnte nicht mehr essen, war entsetzlich müde, bekam Knochenschmerzen, Nervenschmerzen. Chemotherapie ist lebensrettend, zerstört aber auch viel.

In dieser Zeit gab es zwei Lichtblicke. Es gab das FIT-Programm. Ein leichtes Physiotherapie-Angebot mit Schicksalsgenossinnen, denn Bewegung während der Chemotherapie hat nachgewiesenermaßen positive Effekte: Die Teilnehmerinnen vertragen die Behandlungen besser als Patientinnen, die sich nicht regelmäßig bewegen. Dann gab es die tolle Welt des Sports, der ich schon angehörte. Ich erzählte meine Geschichte auf Instagram und erhielt tolle Reaktionen aus der Laufcommunity. Meine ANITA-Ladys fühlten sehr mit mir mit. Plötzlich war ich in doppelter Hinsicht ANITA-Lady: Zum einen Botschafterin für den großartigen Anita active Sport-BH, aber auch angewiesen auf die schöne Anita care-Linie, deren Modelle mir nach der brusterhaltenden Operation und während der Bestrahlungen sehr geholfen haben.

Die invasiven Behandlungen sind nun abgeabgeschlossen, aber leider ist das für mich noch nicht alles. Es folgen ein halbes Jahr Immuntherapie und bestimmt noch fünf Jahre Hormontherapie. Außerdem haben sich mein Körper und meine Seele radikal verändert. Brustkrebs ist eine Diagnose, bei der nie feststeht, dass man endgültig geheilt ist. Meine Chancen sind zwar gut, aber trotzdem ist mein weiteres Leben geprägt. Die Selbstverständlichkeit eines gesunden Körpers ist verschwunden, und darum trauere ich.

Ich werde immer unter Kontrolle stehen, und das wird immer wieder Angstmomente hervorrufen. Was hilft, ist zu sehen, was mein Körper kann. Das erste Mal Laufen in der Reha werde ich nie vergessen. Ich vergoss heiße Tränen, es ging wieder! Tauchen nach der medizinischen Genehmigung. Auge in Auge mit einem Seepferdchen schweben und die Schönheit genießen, die die Natur zu bieten hat. Wieder Vertrauen zu dem Körper gewinnen, der mich so betrogen hat.

Sport und alles, was damit zusammenhängt, ist fantastisch. Das hat mich mental und körperlich durch diese schwere Zeit gebracht. Ich hoffe, dass ich noch lange ANITA-Botschafterin bleiben darf und meine Liebe zum Sport weitergeben kann. Na warte Welt, ich kann, ich will!